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Frauen 4 Business – Arche Ravensburg

In meiner Blog Reihe "Frauen 4 Business" stelle ich Frauen ein paar Fragen.

Über ihre Arbeit und das Leben.

Zur Inspiration, zum Austausch, ein offenes Miteinander und Vernetzung!

Es sind ähnliche Fragen, aber unterschiedliche Antworten.

 

 

Heute zu Gast bei mir:

Rebecca Schmidt  und Jeannine Delia aus der Arche in Ravensburg 

und die Bewohnerinnen Nevin und Susanne

 

 

 

Alle 4 haben meine Fragen beantwortet. Ich durfte ein paar Mal in der Arche fotografieren und mit jedem Mal wurden mir die Menschen vertrauter und der Umgang miteinander offener, obwohl ich "nur" als Beobachterin hinter der Kamera dabei war.

Als ich mir eben die Fotos ausgesucht habe, war ich nochmal wirklich berührt wegen der schönen Zeit und den besonderen Erlebnissen. Beim nächsten Fest bin ich wieder dabei :-)

Danke!

 

 

Wie sieht euer Alltag in der Arche aus?

Rebecca: Morgens laufe ich meistens erst mal ins Esszimmer der Eisenbahnstraße um allen „Hallo“ zusagen. Dann checke ich meine Emails und bekomm jeden morgen Besuch von einem unserer Bewohner, der sich noch verabschieden möchte bevor es zur Arbeit in die Werkstätte geht. Danach sieht jeder Tag anders aus. Videokonferenzen und Meetings mit der internationalen Arche oder der Arche Deutschland, Abstimmungen mit den Teams und AssistentInnen, oder auch einfach mal eine Geburtstagsfeier. Außerdem ist man viel in den Häusern unterwegs, da das meiste im direkten Gespräch ausgetauscht wird und eher weniger über Mails.

Jeannine: Ich starte meistens früh morgens in meinen Arbeitstag. Die meisten Bewohner*innen schlafen noch, nur eine Handvoll ist schon wach. Ich treffe dann immer noch die Nachtwache an und tausche mich mit ihr aus, bevor sie in den morgendlichen Feierabend geht.
Bevor ich meinen Computer starte, lüfte ich erstmal und genieße die Stille und die kalte Luft in meinem Büro.
Oft bekomme ich von einem Bewohner noch einen Kaffee ins Büro gebracht, dass ich nicht einschlafe. In den frühen Morgenstunden, kann ich immer viel wegarbeiten. Mein Aufgabenfeld ist breit gefächert. So bin ich nicht nur für die Verwaltung und Finanzen zuständig, sondern auch für das Facility-Management und die Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt keinen Tag, wo es mir langweilig wird.
In der Mittagspause liebe ich es, in unserem Garten zu sitzen und die Sonne zu genießen.

Susanne: Morgens gehe ich immer ins KuBiQu (Förder- und Betreuungsbereich). Außerdem mache ich jeden Tag viel Sport und Gymnastik. Im KuBiQu und in der Arche male ich auch sehr viel. Und ich trinke viel Kaffee und Eiskaffee.

Was macht euch Freude?

Nevin: Der Sommerurlaub in der Arche, schwimmen gehen und Döner Essen . Mit dem Handy von den Assistentinnen höre ich gerne Musik und tanze zu Liedern von Jennifer Rush oder Phil Collins.

Susanne: Kaffee trinken oder ein Kaffeetrip in die Stadt, viel schwatzen , Gymnastik und malen. Ich bin eine echte Sportskanone und Künstlerin.

 

Was würdet ihr gerne verändern?

Nevin: Ich möchte weniger Streit mit meinen Mitbewohnerinnen und eine eigene Waschmaschine für meine Wäsche.

Susanne: Ich bin rundum zufrieden in der Arche. Nur meine Gosch knackst in letzter Zeit ganz oft und ich habe Schmerzen in meiner Hüfte.

 

Wer oder Was inspiriert euch? Habt ihr eine Vision für die Zukunft?

Rebecca: Ich persönlich habe nicht wirklich so etwas wie Visionen und Inspirationen, das ist für mich etwas zu abstraktes und Unerreichbares. Aber mir ist es wichtig, dass wir sowohl unseren Bewohnerinnen als auch unseren Assistentinnen hier ein wirkliches Zuhause- eine Familie- anbieten können und nicht nur eine Einrichtung unter vielen sind.

Jeannine: Mich inspirieren unsere Bewohner*innen und Assistent*innen (Mitarbeiter*innen). Ohne sie würde es die Arche nicht geben. Das gute Zusammenleben und das Schaffen von einem Zuhause motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Deswegen liegt es mir am Herzen, dass es unserer Gemeinschaft gut geht. Meine Arbeit ist eine sehr sinnstiftende Aufgabe, die mir jeden Tag viel Freude bereitet.

 

Was ist euch wirklich wichtig im Leben?

Nevin: Meine Familie und das ich jeden Tag in die IWO zum Arbeiten gehen kann. Während Corona war die IWO geschlossen. Und dass ich jeden Freitag Schnickschnack aus der Schatztruhe bekomme.

Susanne: Der Kaffee! Und dass ich Gymnastik und Arm drucken machen kann.

Welche Schwierigkeiten habt ihr in der Arche? Was bewegt euch momentan?

Rebecca: Arche ist nicht mehr das, was es vor 25 Jahren einmal war und auch die Gesellschaft hat sich seither verändert. Die Leute kommen hauptsächlich zu uns, weil sie Arbeit suchen und nicht mehr aus Überzeugung und weil sie das Konzept gut finden. Wie kann man also Gemeinschaft mit Menschen leben, die gar nicht nach ihr suchen ? Dazu kommt noch der Fachkraftmangel, der auch vor uns nicht halt macht.
Auch die Bewohnerinnen verändern sich und werden älter, weshalb wir immer auch wieder Dinge und Abläufe neu auf die Bewohnerinnen anpassen müssen.

Jeannine: Momentan setzen wir das Bundesteilhabegesetz (BTHG) um. Für eine kleine Einrichtung wie wir es sind, stellt dies eine große Herausforderung aber auch große Chance dar. Ich arbeite seit über 2 Jahren daran und zum Ende des Jahres muss alles umgesetzt sein. Es sind nicht immer leichte Verhandlungen mit den Kostenträgern, aber ich bin optimistisch das wir zum Ende des Jahres ein gutes Ergebnis für die Arche erzielen werden. Gleichzeitig zur strategischen finanziellen Ausrichtung muss ich aber auch immer das operative Geschäft im Blick haben. Das ist auch nicht immer einfach, da durch Inflation und Mehrkosten durch Corona so manche aufgestellte Kostenkalkulation hinfällig ist. So muss immer alles in Balance sein.

…..was sind die besonderen Momente in eurer Arbeit bei der Arche?

Rebecca: In der Arche wird unheimlich viel gefeiert. Egal ob Sommerfest, Geburtstage oder die christlichen Feiertage. Das sind für mich oft die schönsten Tage, wenn alle zusammen kommen wie z.B. am Gründonnerstag. Aber auch viele Momente mit einzelnen BewohnerInnen bleiben im Gedächtnis. Außerdem gibt es bisher noch keinen einzigen Tag, an dem ich nicht einmal richtig laut mit jemanden lachen musste, was für mich eines der wichtigsten Dinge überhaupt ist.

Jeannine: Auch wenn ich nicht in der Betreuung arbeite, habe ich von Anfang an zu der Gemeinschaft gehört. Es ist schön, dass die Arbeit anerkannt und auch gesehen wird, auch wenn man nur im Hintergrund tätig ist. Die Beziehungen, die man zu den Bewohnerinnen und Bewohnern hat, finde ich einzigartig und besonders. Ich merke oft, wie viel ich von ihnen lernen kann und bin darüber dankbar.

Wünscht ihr euch etwas von der Gesellschaft?

Rebecca: Dass Menschen mit Behinderungen bewusst als Menschen wahrgenommen werden und nicht immer nur auf ihre Behinderung reduziert werden. Man kann unheimlich viel von unseren Bewohnerinnen und Bewohnern lernen!

Jeannine: Ich wünsche mir, dass man die Gaben der Menschen mit Behinderung und was wir voneinander lernen können, mehr von der Gesellschaft gesehen wird und keine Reduzierung auf ihre Behinderung stattfindet. Auch muss die Arbeit unseren Assistent*innen mehr wahrgenommen und gewertschätzt werden. Ihre Arbeit ist unheimlich wichtig für unsere Gesellschaft.

Susanne: Das die anderen auch so Sportskanonen werden wie ich. Und das jeder so sein kann wie er will.

 

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Fotos: Casagranda Foto